Prypjat / Tschernobyl - war da schon mal einer?
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Zitat von Rick Beitrag anzeigen"Egal wo man ist, es gibt immer ein Arschloch"
„Wichtig sind die unzähligen kleinenTaten unbekannter Menschen, die den Grundstein für die bedeutendenEreignisse in der Geschichte legen.
Sie sind es, die in der VergangenheitDinge erreichten. Sie sind es, die es auch in Zukunft tun müssen"
Howard Zinn
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Zitat von Donny Beitrag anzeigenCrocodile Dundee.
Und in der Betonung möcht ich das auch gelesen haben ;)
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Montag, Tag 6 in Kiev (3)
Aber egal, immer weiter geht die Fahrt in dem kleinen Lanos.
Meinen Lieblingsender Radio Energy Kiev krieg ich nicht mehr so sauber rein, aber die anderen gehen auch :-D.
Sagte ich schon, dass es ein weites Land ist? ;-) Ich glaube schon. Das Wetter ist sauwarm und wesentlich stabiler als bei uns.
Hier wird im großen Stil Getreide geerntet. Ich ärgere mich etwas, das ich die "Pflugmaschine" nicht fotografiert habe (bzw. nicht konnte).
Das Ding war ein Mords-Trum, sowas habe ich noch nie gesehen. Mit einem Trecker hatte das nichts zu tun.
Und den ein oder anderen Storch sieht man dann auch noch neben den Mähdreschern.
Schliesslich komm ich endlich (mit meinen drei Mitfahrern) in Slavutich an. Wie immer war keine Unterhaltung möglich aber die drei waren besonders nett und spendabel ;-).
(Hatten aber auch eine lange Strecke).
Jeder hat 10 Griwna spendiert sich nett bedankt und mir wahrscheinlich einen guten Tag gewünscht).
30 Griwna, ca. 3 €, passt eigenlich genau für eine Flasche Khortitsa ;-)
Slavutich - die Stadt sieht irgendwie blass aus. War ja auch sehr schnell als Ersatz für Pripyat hochgezogen worden.
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, war ich dort recht hilflos, etwas entnervt und hatte viel zu wenig Zeit um mich umzusehen.
---------=Wiederhohlungstext Post 77
Keiner spricht englisch - nicht mal im Hotel dort.
Im Hotel lagen zwei Deutsche Paesse hinter dem Tresen, wuerde mich nicht wundern, wenn da mal wieder Dr.Flugbeil gastiert, denn Touristen werden sich da nicht hin verirren.
Der ist ja oefter da im Kraftwerk (ich weiss gar nicht warum?).
Man kann den Zug der durch Weissrussland muss und nach Tschernobyl faehrt ja auch nur als "Mitarbeiter" benutzen. Als Tourist waere man dort einfach nur im Niemandsland.
Mist - wieso habe ich nicht gefragt ...
Weil ich total entnervt und wohl zu sehr damit beschaeftigt war mit Haenden und Fussen zu erklaeren, dass ich den Friedhof suche.
Ein vergebliches Unterfangen.
Aber die Rezeptionistin hat dann eine Freundin angerufen, die Englisch konnte und die hat mir dann erklaert, dass es ein Monument gibt und da bin ich dann hin.
(Bilder kommen spaeter - ich will bei diesen Bildern chronologisch bleiben).
Friedhof hab ich nicht mehr gefunden trotz einiger hin- und herfahrerei.
Ich glaube hier ist einfach ein Generationskonflikt. Die meissten mit denen ich spreche koennen auf Anhieb nichts mit "Liquidator" anfangen.
Wenn sie wissen worum es geht, faellt es ihnen wie Schuppen von den Augen.
---------=Wiederhohlungstext Post 77
(Die restlichen Abenteuer dieses Tages, speziell was die Miliz angeht, habe ich ja schon dort http://www.enduroforum.eu/showpost.p...5&postcount=77 im "Tagesausblick geschrieben)
Aber schliesslich erreiche ich doch zumindest das Mahnmal der Liquidatoren. Ganz klein kauert es sich an den Rand eines (wie gewohnt) riesigen Platzes.
Hier wird ihnen wieder gedacht, den ersten 30 Toten des Katastrophe von Tschernobyl
Offensichtlich hat die Universität Warschau hier vor kurzem einen Kranz abgelegt.
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cooler bericht!
klasse das du die reise gemacht hast.!!!!
hier ein tip falls du mal wieder in ein land reist dessen sprache du nicht sprichst:
YOLO
DIE TOTEN REITEN SCHNELL :craz:
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Danke für das Lob - das Buch muss ich mir mal ansehen - erstmal wieder hinfahren ;)
Montag, Tag 6 in Kiev (4)
Ich hab mal die Liquidatoren aufgelistet, weil ich keine gescheite namentliche Nennung gefunden habe.
(Kann natürlich auch an dem Kyrillisch liegen)
01- Chodemtschuk, Walerij Ilitsch - *24.3.1951 +26.4.1986 - 35 Jahre alt - starb am Unglückstag
02- Schaschenok, Wladimir NikolaeWitsch - *21.4.1951 +26.4.1986 - 35 Jahre - starb am Unglückstag
03- Leletschenko, Aleksandr Grigorewitsch - *26.7.1938 +6.5.1986 - 47 Jahre - starb 10 Tage nach dem Unglück
04- Tischschura, Wladimir Iwanowitsch - *15.12.1959 +10.5.1986 - 26 Jahre - starb 14 Tage nach dem Unglück
05- Akimow, Aleksandr Fedorowitsch - *6.5.1953 +11.5.1986 - 33 jahre - starb 15 Tage nach dem Unglück
06- Kibenok, Wiktor Nikolaewitsch - *17.11.1963 +2.5.1986 - 22 Jahre - starb 6 Tage nach dem Unglück
07- Prabik, Wladimir Pavlowitsch - *13.6.1962 +2.5.1986 - 23 Jahre - starb 6 Tage nach dem Unglück
08- Kurgus, Anatolij Charlampiewitsch *12.6.1958 +12.5.1986 - 27 Jahre - starb 16 Tage nach dem Unglück
09- Ignatenko, Wasilij Iwanowitsch *13.03.1961 +13.5.1986 - 25 Jahre - starb 17 Tage nach dem Unglück
10- Orlow, Iwan Lukitsch *10.1.1945 +13.5.1986 - 41 Jahre - starb 17 Tage nach dem Unglück
11- Nowik, Aleksandr Wasilewitsch *11.8.1961 +26.7.1986 - 24 Jahre - starb 91 Tage nach dem Unglück
12- Braschnik, Wjatscheslaw Stapanowitsch *3.5.1957 +14.5.1986 - 29 Jahre - starb 18 Tage nach dem Unglück
13- Toptunow, Leonid Fedorowitsch *16.8.1960 +14.5.1986 - 25 Jahre - starb 18 Tage nach dem Unglück
14- Titenok, Nikolaj Iwanowitsch *5.12.1962 + 16.5.1986 - 23 Jahre - starb 20 Tage nach dem Unglück
15- Sawenkow, Wladimir Iwanowitsch *1958 +21.6.1986 - 28 Jahre - starb 56 Tage nach dem Unglück
16- Waschschuk, Nikolaj Wasilewitsch *5.6.1959 +14.5.1986 - 26 Jahre - starb 18 Tage nach dem Unglück
17- Kudrjawtzew, Aleksandr Gennadiewitsch, *11.12.1958 +14.5.1986 - 27 Jahre - starb 18 Tage nach dem Unglück
18- Lopatjuk, Wiktor Iwanowitsch *22.8.1960 +17.5.1986 - 25 Jahre - starb 21 Tage nach dem Unglück
19- Proskurjakow, Wiktor Wasilewitsch *9.4.1955 +17.5.1986 - 31 Jahre - starb 21 Tage nach dem Unglück
20- Degjarenko, Wiktor Michajlowitsch *8.8.1954 +19.5.1986 - 31 Jahre - starb 23 Tage nach dem Unglück
21- Schapowalow, Anatolij Iwanowitsch 6.4.1940 +19.5.1986 - 46 Jahre - starb 23 Tage nach dem Unglück
22- Baranow, Anatolij Iwanowitsch *13.6.1953 +20.5.1986 - 32 Jahre - starb 24 Tage nach dem Unglück
23- Pertschuk, Konstantin Grigorewitsch *23.11.1952 +20.5.1986 - 33 Jahre - starb 24 Tage nach dem Unglück
24- Konowal, Jurij Iwanowitsch *1.1.1942 +28.5.1986 - 44 Jahre - starb 32 Tage nach dem Unglück
25- Iwanenko, Ekaterina Aleksandrowna *2.11.1932 +26.5.1986 - starb 30 Tage nach dem Unglück
26- Sitnikow, Anatolij Andreewitsch *21.1.1940 +30.5.1986 - starb 34 Tage nach dem Unglück
27- Popow, Georgij Illarionowitsch *2.2.1940 +13.6.1986 - 46 Jahre - starb 34 Tage nach dem Unglück
28- Perewostschenko, Walerij Iwanowitsch *6.5.1947 +13.6.1986 - 39 Jahre - starb 34 Tage nach dem Unglück
29- Werschinin, Jurij Anatoliewitsch *25.5.1959 +21.7.1986 - 27 Jahre - starb 86 Tage nach dem Unglück
30- Lusganowa, Klawdija Iwanowna *9.5.1927 +31.8.1986 - 59 Jahre - starb 127 Tage nach dem Unglück
Ich hab mal eine Grafik gemacht. Die mir geläufige Aussage, daß die Liquidatoren nach zwei Tagen starben ist definitiv falsch.
Zwei Tote gab es bei der Explosion. Die ersten Strahlentoten gab es nach 6 Tagen. Nach ca. zwei Wochen starb fast jeden Tag jemand.
Die Funktion der beiden Frauen ist mir unklar. Zur Feuerwehr werden die ja nicht gehört haben.
Ob das Krankenschwestern sind, die sich an den Patienten kontaminiert haben?
Ich denke das krieg ich noch raus.
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Die aktuellen Geschehnisse machen mich schon etwas nachdenklich. Sicherlich keine Heilige, aber der Prozess scheint nicht gerade ok zu sein.
Julia Timoschenko gibt trotz Haftstrafe nicht auf. Noch im Gericht verkündete sie, für ein europäisches, starkes, demokratisches und freies Land zu kämpfen.
Ich möchte den Bericht noch gerne zum Abschluss bringen, aber inzwischen hat mich schon längst der Alltag wieder aufgefressen.
Mit immer größerem zeitlichen Abstand fällt es auch immer weniger leicht die tatsächliche Stimmung wieder aufzugreifen.
Auch wenn es vielleicht nüchterner wird möchte ich die letzten Bilder doch noch "abwickeln".
Montag, Tag 6 in Kiev (5)
Das hier ist das Rathaus von Slavutich.
Wer mag, die haben auch eine eigene HP ;-)
Wo der Friedhof von Slavutich ist war hier nicht heraus zu bekommen.
Eine Seitenstrasse führt mich zu einem "richtigen" ukrainischen Dorf. Aber von einem Friedhof ist auch hier nichts zu sehen.
Dafür hab ich wieder "schwuppdiwupp" einen neuen Mitfahrer im Auto
So ist das nun mal hier. :-D
Der Typ hat Militärklamotten an und wirkt sehr ausgemergelt. Er kommt zwischen den Hütten hervor zeigt auf das Auto und Richtung Slavutich.
Den Wagen hatte ich wieder gedreht und nur deshalb noch mal angehalten, weil ich so ein komisches Monsterviech von Insekt im Wagen hatte, das ich rausbugsieren wollte. 3cm hatte der Brummer, scheint aber eher nur eine Fliege zu sein, die sich mit Wespenfarben schützt ;-)
Natürlich nicke ich ab und lasse ihn wie üblich mitfahren. Ich wundere mich selbst (und gerade hier) über die Gelassen- und Selbstsicherheit die ich dort habe.
Nie im Leben würde ich hier jemanden wildfremdes in meinen Wagen lassen und so eine "Gestalt" schon mal gar nicht. Aber dort finde ich es normal und gar nicht beunruhigend.
Zu meiner Überraschung spricht er sogar etwas deutsch, aber leider nur etwas besser als ich ukrainisch ;-)
Wo der Friedhof ist, krieg ich also von ihm auch nicht raus.
Also setze ich ihn am Kreisverkehr in der Nähe des Hotels ab, weil er zeigt, daß er in eine andere Richtung muss.
Wie ich schon sagte, das weitere Geschehen hatte ich ja bereits tagesaktuell geschildert >;-)
Jedenfalls war das ein sauanstrengender Tag - die Kilometerfresserei hat doch angestrengt.
Den Khortytsia hab ich mir verdient - inzwischen kenn ich einen Laden der bis (mindestens) Mitternacht auf hat und in dem es auch neben dem ukrainischen Premium-Wodka für 3 Euro 1/2L (hier zwischen 7 und 14 Euro) auch Cola Light gibt.
Morgen bleibt dann nur noch ein Tag und den kann ich nicht ausnudeln bis zum letzten. Zum einen muss ich den Mietwagen abgeben, zum anderen geht der Rückflug noch vor dem Hahnenschrei ...
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So wie die Bilder aus Pripyat sind, würd ich sagen, daß ist sind sehr frische Bilder ...
Schöner Bericht :gut2:
Da krieg ich wieder eine Gänsehaut, wenn ich die Bilder sehe ....
Edit: Was ein geiler Bericht, was eine geile Landschaft .... - Danke, Danke, Danke - hät ich sonst verpaßt.
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